Freitag, 22. März 2019

Christchurch

Ohweh! Eigentlich wollte ich mich ja nun ein paar schöneren Themen widmen, mal nichts was mit Politik und Weltgeschehen zu tun hat schreiben. Aber ein paar dieser politischen Themen beschäftigen mich gerade sehr. Allen voran das Massaker von Christchurch in Neuseeland. Denn dieses Thema macht mich tief betroffen. Es hat mich ziemlich betäubt und die letzten Tage still und nachdenklich werden lassen.

50 Menschen tot, einfach so, nur weil in Jemandem soviel Haß geschürt wurde, daß er sie umgebracht hatte. 50 unschuldige Menschen, zwar auf einem anderen Kontinent. Aber diese Menschen hätten du oder ich sein können, auch wenn sie eine andere Religion haben. Es sind jetzt schon ein paar Tage verstrichen und ich weiß immer noch nicht was ich sagen soll. Gut, meine Worte werden eh nicht bei den Angehörigen ankommen, aber ich will sie trotzdem einmal formulieren, damit ein paar Menschen da draußen wissen, daß diese Tat falsch war die Menschen da draußen wissen, daß diese Tat falsch und schrecklich war und daß es mir sehr, sehr leid tut. Zumal ... kommt es mir nur so vor, oder waren die Reaktionen von deutscher Seite einmal wieder sehr verhalten? Klar, die top Politiker haben sich mal wieder dazu geäußert und ihr Beileid ausgedrückt. Quasi ihr Pflichtprogramm zu dieser Tragödie beigesteuert. Aber vielen von ihnen viel es schwer das Kind beim Namen zu nennen und die widerliche rechtsradikale Tat als das zu benennen was sie war: Ein feiger, unmenschlicher rechtsradikaler Anschlag, von einem Menschen, der so lange mit diesem menschenverachtenden rechtsradikalen Gedankengut gefüttert wurde, bis er zu einem mordenden Monster wurde. Und wie waren die Reaktionen darauf? Viele waren ähnlich wie in der Silvesternacht, als ein rechtsradikaler Terrorist versuchte möglichst viele Menschen, die ihm nicht paßten, umzubringen. Nur Terrorist wollte ihn niemand nennen, schließlich war er kein Moslem der versuchte Christen zu töten. Wäre es umgekehrt gewesen, dann wäre er natürlich Terrorist gewesen, aber so war er einfach nur psychisch verwirrt und wie NRW Innenminister Reul es formulierte: aus persönlicher Betroffenheit handelte. Wenn man dieser Argumentationskette folgte, die damals die Presse weiterspann, kam man schließlich fast zu dem Eindruck, daß er kaum eine andere Wahl gehabt hatte. Und jetzt? Die Opfer haben diesen Täter sicher auch gezwungen sie zu töten. Denn Menschen, die beten fliegen ja auch in Hochhäuser.

Und wie reagiert die breite Öffentlichkeit? Möglichst wenig.  Nicht, daß nicht über Christchurch berichtet wird, aber einige Medien halten sich doch arg zurück. Es gab ja nicht einmal einen Brennpunkt. Und die Relativierungen gehen schon wieder los, fragen sich doch einige Meiden, wie dieser blodngelockte Engel töten konnte. Was ihn dazu gebracht hat. Meine (aus offensichtlichen Fakten bestehende) Vermutung es könnte eine menschenverachtende rechtsradikale Idiologie gewesen sein. Ein Zusehen und Dulden der Medien von Haß und Gewalt. Eine Toleranz, wo keine Toleranz hingehört. Und dann das: der Oberbürgermeister von Berlin hielt es nicht einmal für nötig das Brandenburger Tor - im stillen gedenken an die Angehörigen - zu beleuchten. Dies, so twitterte er, bliebe einzig für Partnerstätte reserviert. Was hätte ihn es gekostet ein wenig Größe zu zeigen, und eine Geste der Menschlichkeit zuzulassen, außer natürlich Stromkosten? Wählerstimmen? Ich weiß nicht, warum dies nicht geschehen ist. Wirklich schlimm und äußerst pietätlos wird es, wenn die Opfer dann noch politisch instrumentalisiert werden, wie es die Grünenpolitikern Helga Trüpel, tat um Pro-Argumente für Artikel 13 zu finden. So twitterte sie, daß solche Anschläge doch zeigen würden, wie sehr wir eine Regulierung des Internets brauchen und hat danach konkret auf Artikel 13 Bezug genommen. Also 1.) Was hat Urheberrecht mit einem Terroranschlag zu tun? 2.) Das Internet ist reguliert und kein Rechtsfreier Raum. 3.) Auch das Urheberrecht ist im Internet jetzt schon rechtlich geschützt. Aber zu Artikel 13 werde ich die Tage sicherlich einen eigenen Artikel schreiben. Auch da habe ich mir einiges von der Seele zu schreiben. Aber ich will hier nicht zu sehr abschweifen, dazu ist mir das Thema zu wichtig und die Toten verdienen besseres. Getoppt wurde dieser Trüpel-Tweet nur noch von der AfD, die Greta Thunberg und der Fridays for Future Aktion die Schuld für diesen Anschlag geben, da der Täter in seinem verschwurbelten Manifest auch irgendetwas von Ökoterrorismus geschrieben hat. Was Ökologie allerdings mit Moslems zu tun hat, ist mir schleierhaft. Nicht Schleierhaft sind mir aber die Nazisymbole auf Waffe und Rüstung. Das Beziehen auf den verschwörungstheoretischen Umvolkungsbullshit und dem "Ökoterroristen" Breivik in seinem "Manifest". Weiter will ich hier nicht darauf eingehen, um den Täter nicht eine noch größere Plattform zu bieten. Mehr rechtsradikale Ideologie soll sich hier nicht finden.

Ich habe eh das Gefühl, daß es wieder soweit ist und daß einige Grenzen der Menschlichkeit eingerissen wurden. Schmerzvoll stelle ich fest, daß Mensch scheinbar nicht mehr gleich Mensch ist. Und das ein Moslem weniger wert zu sein scheint als ein Christ. Das letzte Mal, als wir soviel an Menschlichkeit verloren, das letzte Mal das solche Grenzen eingerissen wurden haben wir dafür einen sehr hohen Preis bezahlt. Für mich jedenfalls zählt weder die Herkunft, Religion, die sexuelle Ausrichtung oder das Geschlecht eines Menschen, sondern das was er (oder sie) im Herzen trägt. Mensch ist erst einmal ein Mensch für mich. Und mir tut das Geschehene unendlich weh, deshalb möchte ich hier, in diesem Blog auch eine Kerze für die Opfer von Christchurch anzünden. Wer mag und sich auch mit seiner Trauer allein gelassen fühlt, darf es mir hier gerne gleichtun. (Bitte nehmt aber zur Kenntnis, daß ich eure Kommentare erst freigeben muß, bevor sie sichtbar werden.)





2 Kommentare:

  1. Du schreibst mir aus der Seele. Ein Kommentator bei der Süddeutschen formulierte das besonders schön, dass das Schweigen der AFD zu diesem Anschlag in Relation zu den Reaktionen besonders laut in den Ohren dröhnt.
    Meine Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und Angehörigen. Aber auch bei den Einsatzkräften, Ersthelfern und Augenzeugen, die mit dem unsäglichen Leid dieses Anschlages konfrontiert wurden. Zu guter letzt auch bei der Neuseeländischen Regierung, insbesondere Frau Arden, deren Umgang mit den Trauernden beispiellos ist. Ich freue mich über die Neuseeländische Gesellschaft, die sehr besonnen mit dem Anschlag umgeht, und deutlich macht, dass ihre muslimischen Mitmenschen nicht alleine da stehen.

    Zu zunehmend extremistischen Tendenzen und Strömungen in der Politik und der Frage, was eigentlich Frieden bedeutet, habe ich im Januar schon mal einen Text verfasst, der sich hier findet: http://jakob-thoboell.de/wordpress/2019/01/suche-den-frieden/

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  2. eine soooo schreckliche tat .... ich bin sooo traurig ...
    wann werden wir menschen endlich verstehen, daß unser überleben auf diesem planeten nur noch miteinander und nicht mehr gegeneinander geht? dafür sind die jetzigen waffen schlichtweg viel zu 'gut' :-(
    R.I.P

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