Eigentlich, ja eigentlich
wollte ich euch jetzt mit einer tollen Neuigkeit überraschen, eines
meiner Gedichte ist nämlich in der Zeitung gelandet. Aber aus
aktuellem Anlaß und weil ich mich richtig geärgert habe, erzähle
ich euch davon in meinem nächsten Artikel. (Bin trotzdem (und wie
ich finde zu Recht) sehr, sehr stolz darauf.)
Aber nun zum Grund meines
Ärgernisses. Hierbei handelt es sich um einen Artikel von Wolfgang
Tischer, der in dem von ihm gegründeten Literaturcafe zu lesen ist.
(Hier
der Link,für alle die diesen Artikel lesen wollen.) In diesem
Artikel wälzt er teilweise mit intelligenten Ansätzen, aber dann
doch wieder stumpfsinnig die „Selfpublisher sind böse und
talentlos“-Klischees der Verlagslobby vor sich her. Beim Lesen
dieses Artikels pochen viele Seelen, ach! in meiner Brust. Ein Teil
von mir will sich am Kopf kratzen, warum denn ein Mitglied der Jury
des von neobooks ausgepriesenen Indie-Autoren-Preises die
Selfpublisherszene mit soviel Verachtung übergießt. Man fragt sich,
was dies über neobooks, den Preis an sich und seine Juroren aussagt.
Ein anderer Teil von mir will diesen Artikel für Satire halten,
herzhaft über seine Plattitüden lachen und sich fragen, ob Herr
Tischer es mit diesem oberflächlichen Murks nicht darauf anlegt, von
Herrn Erdogan verklagt zu werden. Ein anderer Teil ärgert sich
maßlos über diesen Artikel, da er mich und viele von mir sehr
geschätzte Autorenkollegen einfach und mit einer nonchalanten
Arroganz in den Selfpublisher/Hybridautoren-Sack steckt und einmal
kräftig draufhaut, als ob es eine homogene Selfpublisher-Szene gäbe,
die man komplett über einen Kamm scheren kann. Sorry Herr Tischer,
damit beleidigen Sie mich, einige sehr guter und kompetenter
Autorenkollegen und zudem meine Leser, die mir die Treue halten und
an mich glauben. Und spätestens bei letzterem verstehe ich überhaupt
keinen Spaß mehr. Und deshalb schreibe ich Ihnen nun diesen offenen
Brief:
Sehr geehrter Herr
Tischer,
Sie haben – wenn ich
mich recht entsinne – ja damals sogar ein kleines eBook auf den
gängigen amazon-Selfpublisher-Weg gebracht, das Selfpublishern
helfen sollte, ihre Bücher zu formatieren. Sie sind – wie oben
erwähnt – einer der Juroren des Indie-Autoren-Preises. Was also
ist passiert, daß Sie mit einer solchen Verbitterung und Verachtung
auf die gesamte Indie- und Selfpublisherszene herabsehen? Was haben
Ihnen die Hybridautoren und Selfpublisher getan, damit Sie Ihre
heilige Wut an ihnen mit Halbwahrheiten und überkommenen Klischees
abarbeiten müssen?
Aber mal zu Ihrem Artikel:
Sie sagen, Selfpublisher sei kein Stigma mehr, um dann im nächsten
Satz die gesamte Szene zu stigmatisieren und sie mit den immer
gleichen (und faktisch falschen) Klischees der großen Verlagshäuser
zu überziehen. Natürlich finden die Großverlage nicht viele
freundliche Worte, wenn es um die Selfpublisher-Szene geht. Natürlich
versuchen sie diese zu brandmarken, zu stigmatisieren und sie aus
ihren Verteilungsmechanismen fernzuhalten, wo sie nur können. Sie
sind Konkurrenz! Durch sie werden ihre Gewinne geschmälert. Und
darum geht es heutzutage den Großverlagen leider ausschließlich: Um
Geld! Die Tage, an denen das Buch noch ein Kulturgut war, scheinen
passé. Damals hieß es noch: Lesen bildet! Ein Spruch, den man
heutzutage gar nicht mehr hört. Damals gab es noch Bildungsbürger
die sich – zugegeben ein wenig spießig und elitär verhaltend –
mit Büchern und ihren Werten befaßten. Heutzutage kümmert dies nur
noch eine fast schon verschwindend kleine Minderheit. Bücher
scheinen mehr und mehr eine Konsumware, statt ein tragender
Bestandteil unserer Kultur zu sein. Kleines Beispiel: Mir fallen
dutzende Autoren ein, die nach dem 2.Weltkrieg für Kunst und Kultur
standen und die in aller Munde waren. Brecht, Tucholsky, Mann und
Kästner – um spontan ein paar aus den Ärmeln zu schütteln –
kennt nun wirklich ein jeder, der sich irgendwie gebildet nennen
will. Und heute? Spätestens nach dem Tod von Günter Grass fällt
es schwer, auch nur einen Autoren zu nennen, auf den obiges zutrifft.
Wie gesagt: Bücher sollen den großen Verlagshäusern Geld bringen.
Auf innere Werte wird dabei eher wenig Rücksicht genommen. Ich habe
sogar das Gefühl, daß sie als störender Faktor bei der
Konsumierbarkeit der Bücher empfunden werden. Und daran wollen Sie
den Selfpublishern eine Mitschuld geben? Ernsthaft?
Sie wissen schon, daß
dies ein schleichender Prozeß ist, der nun schon viele, viele Jahre
anhält. Warum kam denn nach Günter Grass keine weitere
Autorenriege, die für Kunst und Kultur steht nach oben? Deutschland,
Land der Dichter und Denker, wo sind deine Dichter und Denker hin?
Sind sie ausgestorben? Wohl kaum! Sie sind nur nicht mehr so gefragt
wie früher. Und das ist mehr als schade, waren sie doch stets am
politschen und moralisch-ethischen Diskurs unseres Landes beteiligt.
Sie fehlen als Wertebringer und auch als – teils leider notwendiger
– mahnender moralischer Zeigefinger. In der Öffentlichkeit ist die
Literatur zum Nachdenken einer Literatur zum Konsumieren gewichen.
Glitzervampire statt Glasperlenspiel. Und diese Schuld scheinen Sie,
lieber Herr Tischer, auf den Schultern der Selfpublisher abladen zu
wollen. Sie müssen doch selber wissen, daß dieser Gedankengang
falsch ist!
Weder für den
Twilightboom, noch für das mediale Interesse an Shades of Grey
können die Selfpublisher irgendetwas. Sie können auch nichts dafür,
daß sich in den Bestsellerlisten soviel belanglose Konsumware
tummelt. (Liebe Leser dieses Artikels, versteht mich bitte nicht
falsch: Ich habe nichts gegen reine Unterhaltungsliteratur, sie gab
es immer und sie wird es immer geben. Sie erfüllt unbefriedigte
Sehnsüchte und Bedürfnisse, daran ist nichts Schlechtes. Es ist
weder etwas ehrenrühriges daran, sie zu lesen, noch sie zu
schreiben. Was mich mit Sorge erfüllt, ist daß sie mehr und mehr
die sogenannte anspruchsvolle Literatur aus dem Bewußtsein unserer
Gesellschaft verdrängt hat.)
Finden Sie wirklich, daß
die Selfpublisherszene ein Markt für das Minderwertige ist, wie es
in einer ihrer Überschriften heißt?
Zugegeben, unter den
Selfpublisherwerken findet sich so ziemlich alles. Und wie Theodore
Sturgeon so treffend sagte: 90% von allem ist Mist! Sprich:
Ja, es findet sich auch viel Mist unter den Werken der Selfpublisher,
keine Frage! Und wenn man ungefiltert in diesen Markt schaut und sich
einfach per Zufall Bücher herauspickt, ist die Wahrscheinlichkeit
sehr groß an diesen Mist zu gelangen. Nun aber zu behaupten, daß
dort alles Mist sei ist schlichtweg Bullshit! Zumal die gesamte
Literaturszene derzeit – wie ich finde – sehr kränkelt und es
unheimlich schwer ist ohne ein gewisses Insiderwissen an gute Bücher
zu gelangen. Wie gesagt: 90% von allem ist Mist, dies gilt auch für
die Publikationen der Großverlage.
Und mal einen Satz zu
ihrer These über „Berichte über überstandene Krankheiten, die
anderen Mut machen sollten und doch nur langweilten.“ Vielleicht
hat sich der Autor mit diesem Buch eine ganze Menge Ballast von der
Seele schreiben können. Und vielleicht hat dieses Buch Ihnen (und
auch mir) nicht helfen können. Aber stellen Sie sich nur einen Leser
vor, bei dem dies anders war. Dem es wirklich half eine sehr schwere
Zeit zu überstehen. Ist dieses Buch damit immer noch wertlos?
Vorsicht also mit ihrem Werturteil!
Und da Sie ja die
Verlagshäusern früherer Zeit so sehr als Gralshüter anpreisen, die
uns vor ach so schlechten Büchern bewahrt haben. (Die wir nun alle
wegen der Selfpublisherszene lesen müssen.) Ihnen ist schon bewußt,
daß ein Erich Maria Remarque weit über 100 Verlage anschreiben
mußte, bevor ihm ein Kleinverlag endlich eine Chance gegeben hat und
"Im Westen nichts Neues" veröffentlicht wurde, oder? Immer
wieder hagelte es Absagen, weil für ein so schweres Kriegsbuch keine
Leser zu finden seien. Was wäre uns entgangen, wenn Remarque nicht
so hartnäckig gewesen wäre? Auch Rowling mußte kämpfen, bevor
„Harry Potter“ endlich erschien. Wer weiß wieviele Perlen der
Literatur diese Gatekeeper uns vorenthalten haben. Wenigstens dies
kann nun nicht mehr passieren, wenn sich der Autor traut sein Buch
selbstzuverlegen. Wobei natürlich – und zugegebenermaßen – die
Gefahr besteht, daß dieses Buch in der Schwemme an Büchern
untergeht. Aber wenigstens existiert es – wenn auch mehr
theoretisch – in der Welt des Buchhandels und ist für jedermann
erhältlich.
Auch ihr Vorwurf durch die
Selfpublisher-Szene sei es zu einem Raubbau an Preisen und Formaten
gekommen, läßt sich auf dem 2. Blick nicht halten.
Zugegeben: Mit der immer
noch anhaltenden Selfpublisherschwemme und dem damit einhergehenden
Druck aufzufallen, gab es genügend SPler, die ihre Preise viel zu
sehr nach unten korrigiert haben. Das stimmt. Aber: Die eBookpreise
waren nun einmal wirklich zu hoch angesetzt. Und auch wenn die
BilligSPler dem Markt Schaden zugefügt haben sollten, haben sie in
letzter Konsequenz die Preise nur auf ein realistisches Maß herunter
korrigiert. Aber auch hier muß klar gesagt werden: Es sind einige
schwarze Schafe, nicht die gesamte Szene, die so gehandelt hat.
Aha, eine Stärkung der
Autoren kennen Sie als Leistung der SPler-Szene an. Soviel Großmut
hätte ich Ihnen fast schon nicht mehr zugetraut. Aber auch hier
finden Sie ein Haar in der Suppe. Die sogenannten
Dienstleisterverlage scheinen Ihnen ein Dorn im Auge zu sein. Ja,
diese Verlage gab es vorher nicht. Aber ist diese neue Form des
Verlagswesens, bei der man Dienste wie Lektorat, Cover und Buchsatz
einfach dazubuchen kann, nicht allemal besser als die alten
Druckkostenzuschußverlage mit ihren Mondpreisangeboten?
Und ja: Die Autoren haben
insgesamt durch die Spler-Plattformen zu einem neuen Selbstbewußtsein
und Selbstverständnis gefunden. Was ist schlecht daran?
„Lesernähe, Drogensucht
und MAKE! MONEY! FAST!“ Wirklich so sehen Sie die
Selfpublisher-Szene?
Erstmal haben Sie ja Recht, die Selfpublishing-Szene hat zu einer ganz neuen Lesernähe geführt. Das zumindest haben Sie richtig erkannt. Als Selfpublisher ist man nicht nur Autor, sondern übernimmt auch so ziemlich jede Verlags- und PR-Entscheidung. Man managed sich quasi selbst. Das führt automatisch dazu, daß sich eine ganz neue Lesernähe aufbaut. Aber was ist schlimm daran, daß der Leser und Fan nun beim finalen Coverdesign mitentscheiden darf? Verstehen Sie mich nicht falsch, diese Fannähe ist durchaus ein zweischneidiges Schwert, aber aus ganz anderen Gründen, als die von Ihnen aufgeführten. Denn Lesernähe aufzubauen geht von der Zeit ab, in der ein „normaler Autor“ am Buch arbeiten würde. Und Zeit, die ein Autor in sein Werk investiert, ist ein wichtiger Qualitätsfaktor. Kein Autor, der was auf sich hält, möchte in der Qualität seines Buches Kompromisse eingehen. Wir alle wollen das Bestmögliche aus unseren Büchern und unseren Ideen herausarbeiten. Und dazu braucht es Zeit, viel Zeit. So viel Spaß es auch macht sein eigener Herr zu sein, sein Buch zu layouten und mit Gimp seine Plakate und sonstigen Grafiken zu erstellen. (Gibtes hier noch irgendjemanden der mein Buchtrailer zu Werke einesgroßen Meisters noch nicht gesehen hat? Alles mit Gimp gemacht,außer der Musik natürlich. Über tausend Einzelbilder. Und dasBeste ist: Bevor ich damit angefangen hatte, wußte ich nichteinmalwirklich, daß ich so etwas kann!) Aber von alledem, was mich vom Schreiben abhält, ist die Nähe zu meinen Lesern etwas Besonderes, Herausstechendes und einfach nur Wunderschönes. Wissen Sie, ich bin wirklich nicht abgehoben und halte mich nicht für etwas besseres, trotz alldem empfinde ich es als großes Privileg belletristischer Autor sein zu dürfen. Eben wegen den Reaktionen der Leser. Haben Sie auch nur die geringste Ahnung, wie toll es ist, wenn man die Menschen gepackt hat? Wenn erwachsene und gestandene Männer plötzlich mit den verträumten Augen eines kleinen Kindes und völlig verzaubert in deiner Lesung sitzen? Wissen Sie wie es ist, wenn es deinen Lesern ein unheimliches Bedürfnis ist, dir zu sagen, wie toll sie dein Buch fanden. Wie sehr es sie bewegt, zum Nachdenken, träumen und Lachen gebracht hat? Wenn deine Leser an dich glauben und für dich Werbung machen? Aus ganz Deutschland zur Buchmesse nach Leipzig reisen – darunter auch Leser die schon mehr als zwanzig Lesungen von dir gesehen haben – nicht wegen der Buchmesse, sondern wegen dir? Das alles sind unheimlich bewegende Momente. Sie haben ja keine Ahnung, wie viele tiefberührende Szenen ich als Autor schon erleben durfte. Das emotionalste Ereignis war sicher, als ich einer schwerkranken Frau mein Buch zukommen ließ und sie sich ständig und immer wieder überschwänglich bedankte. Ich könne ja gar nicht verstehen, was für eine Freude ich ihr damit gemacht hätte. Und Freude sei selten geworden in ihrem von Schmerzen geplagten Leben. Ein paar Tage später war diese Frau tot. Ein merkwürdiges, aber auch irgendwo schönes Gefühl, ihr die letzten Tage ihres Lebens noch ein wenig schöner gemacht zu haben.
Gut, zugegeben, manchmal habe ich zwar ein wenig Angst auf ein Podest gestellt zu werden. So kommt es auf Lesungen immer mal wieder vor, daß der ein oder andere Zuhörer oder Leser anfängt mit mir zu diskutieren und zu philosophieren, als sei ich Balzac persönlich. Ich muß dann innerlich immer ein wenig schmunzeln, halte ich mich doch für einen normal sterblichen Menschen. Gut, ich bin Schriftsteller und habe auch viel Spaß daran, in meinen Werken zu philosophieren, aber deshalb habe ich weder das Leben an sich noch dessen Sinn besser verstanden als irgendjemand sonst auf diesem Planeten. Aber auch dies macht Spaß und auch daran habe ich meine Freude.
Aber bevor wir hier in Sentimentalitäten abschweifen, kommen wir zurück zum eigentlichen Thema: Sie sagen, daß diese Nähe zu den Lesern bei den Selfpublishern zu so etwas wie einer Obsession geworden ist. Bis auf einen verschwindend kleinen Anteil halte ich dies für Unsinn. Ich jedenfalls bin nach diesen Reaktionen nicht süchtig, auch wenn ich viele von ihnen in meinem Herzen bewahre. Nein, für mich sind es wunderschöne Momente, aber ich brauche sie nicht, um ein glückliches und erfülltes Leben führen zu können. Ich würde mich weder dafür verstellen, noch verbiegen. Und auch wenn einige meiner Leser wirklich enge Freunde geworden sind, so müssen sie mich doch nehmen, wie ich bin. Bisher suche ich nicht das Bad in der Menge, sondern versuche, meine Bücher an den Leser zu bringen, da sie mit viel Herzblut geschrieben sind und ich den Lesern mit ihnen Freude bereiten will. Und ich glaube nicht, daß sich dies eines Tages ändern wird. Sie schreiben weiter von den Plagiaten, die stattgefunden haben. Auch da glaube ich nicht, daß es aus einer Sucht nach Lesernähe gekommen ist. Schauen Sie: Der Selfpublishermarkt ist immer noch sehr jung und furchtbar überlaufen. Wenn man hier nicht trommelt und schlägt, dann geht man gnadenlos in der Menge unter. Also macht man auf sein Buch aufmerksam, wo man kann. Man begibt sich in eine Art Hamsterrad, das sich dreht und dreht und dreht und das ständig bedient werden will. Könnte hier noch ein Leser lauern, oder da? Könnte man hier vielleicht nicht noch ein wenig mehr Werbung machen? Die Zeiten in denen man zum Schreiben kommt werden immer seltener. Und ja, die Suchtgefahr ist groß. Ich bin noch früh genug aus diesem Hamsterrad entkommen, unter anderem auch, weil ich eben KEIN Mainstreamautor bin. Ich will Bücher schreiben, die die Menschen lesen, nicht bloß konsumieren. Also bin ich – wie viele meiner Autorenkollegen – einen anderen Weg gegangen. Wir bereisen mehr die Kleinkunstbühnen unserer Region und haben dort Spaß mit unseren Lesern. Inzwischen ist hier ein sehr starkes familäres Verhältnis entstanden. Ich habe sehr viel gute Autoren kennengelernt und ihres Talentes wegen schätzen gelernt. Trotz alledem wundert es mich nicht, daß es nun mehrere Selfpublisher gab, die plagiiert haben. Erstens: Weil es immer schon Plagiate gab, auch in der Verlagswelt. Zweitens: Nun gut, ich kannte diese Autoren zwar nicht, aber ich kann mir vorstellen, was dieser Druck sich bei dieser riesengroßen Masse an Autoren durchzusetzen mit einem anstellen kann. Und da sind nun einmal ein paar Autoren gestrauchelt und haben diesem Druck nachgegeben. Drittens: Bei der Menge an Selfpublishern findet sich immer das ein oder andere schwarze Schaf. Trotz all dem muß klipp und klar festgehalten werden: Dies sind Ausnahmen. Das Gros der Selfpublisher und Hybridautoren hat mit diesen Auswüchsen nichts zu tun und gehört auch nicht mit ihnen in einen Topf geworfen.
Aber all diese Aussagen von Ihnen gehen ja noch, auch wenn Sie die Selfpublisher Szene nur aus einem Blickwinkel heraus und mit einer sehr vorgefertigten Meinung beurteilen. Doch ihre letzte Aussage schießt nun wirklich den Vogel ab. Bei dieser kommen Sie mir schon vor wie ein präpubertäres Kind, das sich Papis Morgenmantel und eine Schaumpfeife geschnappt hat, um dann mit aller Arroganz dieser Welt den Literaturpapst spielen zu dürfen! In der Selfpublisherszene finde sich also keine Kunst? Die sei nur im Literaturbetrieb der Verlage zu finden? Ihre Literaturwebseite soll ja schon mehrere Preise gewonnen haben. Sind Sie nun auf der Jagd nach einem weiteren? Die goldene Narrenkappe etwa? Oder wollen Sie nur den verknöcherten Mist der ewig gestrigen nachplappern? Gut, ich bin schon länger kein reiner Selfpublisher mehr und muß mit diesem (ich zitiere aus ihrem Artikel) „schrecklichen Wort des Hybridautoren“ belegt werden. Trotzalldem geht mir die arrogante Haltung, mit der Sie dies von sich geben, gehörig gegen den Strich! Damit beleidigen Sie einige der Autoren, mit denen ich so gerne, bei Vernissagen, in Museen oder auch auf den Kleinkunst-Bühnen dieser Region auftrete. Sind unter ihnen doch auch einige Selfpublisher zu finden. Sie mögen vielleicht nicht das machen, was Sie unter Kunst verstehen, so schmieren sie keine Scheiße an die Wände, um gegen die Unterdrückung ihres Vaters zu protestieren, oder machen sonst irgendwelche Pseudoaktionen, die diesen merkwürdigen Kunstbetrieb von heute bedienen würden, aber zu behaupten, sie seien keine Künstler, das ist herablassend und beleidigend. Oder wollen Sie sagen, Sie hätten Kunst in Gänze verstanden, wo es bis heute keine abschließende und allumfassende Definition des Wortes Kunst gibt? Und außerdem beleidigen Sie meine Leser, die mir schon die Treue gehalten haben und zu mir gestanden haben, als ich noch ein Selfpublisher war, wenn Sie behaupten, daß in der SPler-Szene nur und ausschließlich Unterhaltung zu finden sei. Ich selbst lege es zwar nicht darauf an, unbedingt „Kunst“ zu verbrechen, sondern schreibe Bücher aus diversen Gründen. Damit von mir Spuren bleiben, wenn ich nicht mehr bin. Nicht für die Welt, sondern für meine Liebsten, die einfach ein Buch aufschlagen müssen, um dort Worte vorzufinden, in die ich meine Seele gelegt habe. Ich schreibe Bücher, da es für mich selbst immer weniger Bücher in der Literaturszene gibt, die mir gefallen. Dies gilt es zu ändern. Und ich schreibe Bücher, weil die Geschichten und Worte in meinem Kopf irgendwann einfach raus und zu Papier gebracht werden müssen, sonst würde mein Hirn sicherlich irgendwann einfach explodieren. Aber ich schreibe eigentlich keine Bücher, um Kunst zu machen. Ich habe es anfangs mal versucht, aber da kam nur Murks raus, also lasse ich das. Trotz alledem empfinden meine Leser meine Bücher als Kunst. Und Ihnen das zu verwehren, erinnert an ein kleines bockiges Kind, das sich – mit den Fäusten trommelnd – auf den Boden schmeißt und schreit: „Nein, das ist keine Kunst!“ Aber ich bin ja eh nur ein Autor von „Adjektivgetränkter kitschigster Fantasy mit vorhersehbaren phrasengetriebenen Plots“, was ist meine Meinung schon wert? Auch wenn ich mich frage, was Sie mit diesem Satz aus ihrem Artikel eigentlich erreichen wollen. Mir alter Adjektivschleuder Konkurrenz machen, oder einfach nur aufzeigen, daß Sie voller Vorurteile stecken? Jetzt bin ich ja mal gespannt, ob Sie die Chuzpe besitzen, sich in die Niederungen des Blogs eines ehemaligen Selfpublisheres zu begeben und zu meinem Brief Stellung beziehen. Wollen Sie mich vielleicht sogar attackieren, Angriffspunkte habe ich Ihnen – durch meine Offenheit – ja mehr als genug gegeben. Ich jedenfalls bin auf Ihre Antwort gespannt!
Mit einem freundlichen „Ei wo isser denn?“
Ihr Bernd Badura