Freitag, 25. Dezember 2009

Frohe Weihnachten!

Schubsen, drängen,
Sich durch enge Gänge zwängen,
Das ist für mich Weihnachtszeit.
Im überfüllten Laden fluchend,
Hektisch nach Geschenken suchend,
Gehört für mich zur Weihnachtszeit.
Schrille Lieder dröhnen stark,
Von jedem Stand am Weihnachtsmarkt.
Das ist für mich Weihnachtszeit.
Glühweingeschwängerte Glücksseeligkeit,
Die sich macht vorm Ausschank breit,
Gehört für mich zur Weihnachtszeit.
Doch auch das strahlend fröhlich Licht,
In des beschenkten Glücksgesicht,
Auch das ist für mich Weihnachtszeit.

In diesem Sinne wünsche ich einen jeden, der sich auf meineSeiten verirrt ein frohes Weihnachtsfest.
Und nun noch ein paar Videos, die vielleicht zur "Besinnlichkeit" beitragen können:

Samstag, 19. Dezember 2009

Winterzauber

Es hat geschneit! Ein Faktum das viele Autofahrer in den Wahnsinn treibt, zaubert mir hingegen ein breites Lächeln auf die Lippen. Und an dieser Freude würde ich den geneigten Leser gerne mit einem Vierzeiler der naiven Dichtkunst teilhaben lassen:
(Dieses Gedicht darf natürlich – so man denn bereit ist ihm eine politische Dimension einzuräumen – als Protest gegen den Klimawandel verstanden werden.)

Zauber, Zauber, Winterwelt,
Flocke die vom Himmel fällt,
Deckst die Welt und das im Nu,
Mit deinem weißen Zauber zu.

Montag, 19. Oktober 2009

Die Vielfalt der Tweets

Der duftende Doppelpunkt hatte zu einem Literaturpreis zum Thema Arbeitswelten gerufen. Neben eine Ausschreibung zum Thema manipulative Sprache in der Arbeitswelt, an der man noch bis zum 30. November teilnehmen kann, gab es auch einen ergänzenden Twitterwettbewerb, an dem ich mit viel Freude partizipiert habe. Meine Beiträge haben es zwar nicht ganz aufs Siegertreppchen geschafft, aber immerhin haben einige von ihnen zum Thema Vielfalt der Tweets Erwähnung gefunden. Vielen Dank dafür und vielen Dank auch für das gewonnene Buch, es hat mich sehr gefreut.

Es hat großen Spaß gemacht bei diesem kunterbunten Wettbewerb mitzutwittern und ich möchte an dieser Stelle nochmals den Sigern gratulieren.

Montag, 28. September 2009

Alpdrücken

Die Ängste der Nacht hatten schon viele kalte, wäßrige Perlen auf meine Stirn gezaubert, während düstere Visionen und innere Ängste mich unruhig hin und her wälzen ließen und meine Laken zerwühlten. Endlich schreckte ich mit weitaufgerissenen Augen, nach Atem ringend aus meinen Angstvisionen auf, da saß der Alp noch auf meinem Bett und drückte mit Urgewalten auf meine Brust. Seine Feueraugen sahen tief in meine Seele hinein während seine schwarze Silhouette mit der Finsternis der Nacht zu verschmelzen schien.
„Die Wirklichkeit hat sie gefressen, die Träume deiner Kindheit, die Sehnsüchte deiner Jugend, nun bin ich da und ich werde sie zerschmettern deine letzten Sehnsüchte, dein Verlangen, dein zartes Streben nach Glück!“, echoten seine unausgesprochenen Worte in meiner Seele wieder, „Ja mein Freund, ich bin dein schlimmster Feind, ich kenne dich wie mich selbst und du weißt warum: Ich bin du!“
Ein Schrei wollte meinen Mund verlassen, wollte die Stille der Nacht durchbrechen und ihren Schrecken vertreiben, doch war meine Kehle wie zugeschnürt, so brachte ich nur ein leises Krächzen hervor, was mein Alp mit einem widerwärtigen Lachen kommentierte. Starr vor Angst rang ich nach Atem, mit zitternder Verzweiflung begrüßte mein Körper jedes Sauerstoffmolekül, welches in meine Blutbahn gelangen konnte. Das sadistisch triumphierende Grinsen seiner Augen machte mich schauernd. Der Alp genoß jede Sekunde seines tyrannischen Spieles, endlich nahm er den Druck von meiner Brust und ich konnte wieder frei atmen. Dankbar sogen meine fast schon mit einem anaeroben Gasgemisch gefüllten Lungen die Umgebungsluft ein, und mit ihr auch den Alp, den ich selbst geschaffen hatte. Mein panisch schlagendes Herz beruhigte sich wieder, schließlich schlief ich vor Erschöpfung ein.

Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte schien wie zum Gruße des neuen Tages die Frühlingssonne zum Fenster hinein und vertrieb mit dem fröhlichen Vogelgezwitscher die Spukgestalten der letzten Nacht. Einzig meine durchnäßte Bettstätte war als Mahnmal ihres Schreckens verblieben. Von der Fröhlichkeit des Morgens ergriffen schlenderte ich zur Dusche und genoß wie das heiße Wasser mir den kalten Schweiß von der Haut spülte. Dann ging es mit einem Lied auf den Lippen in die Küche, wo ich mich mit ein paar aufgebackenen Croissants und heißem Kaffe für die Unternehmungen des anstehenden Tages stärkte, um mich dann – die Autoschlüssel um meinen Finger kreisen lassend – zu meinem fahrbaren Untersatz zu begeben und mich auf den Weg zur Arbeit zu machen. Ich war grade ein paar Meter gefahren, als ich bemerkte, daß sich der Frontspiegel irgendwie verstellt haben mußte. Ich wollte ihn mit ein paar schnellen Handgriffen neu justieren, da streife ein Augenpaar durch den Spiegel und ich erschauerte, erinnerten sie mich doch an die Augen, die sich gestern Nacht in meine Seele gebrannt hatten. Und obwohl es unverkennbar meine Augen waren, breitete sich doch ein großes Unwohlsein in meinem Körper aus und eine innere Stimme sagte zu mir: „Na, ist es nicht bald so weit? Dann wirst du dich verkaufen! Alles woran du geglaubt hast, wofür du die vergangenen Jahre mit viel Fleiß und Ehrlichkeit gekämpft hast, wirst du verraten. Aber es ist verständlich, der Preis war einfach viel zu gut und du bist ein wesen aus Fleisch und Blut, wie hättest du ihm widerstehen können? Du hast ihnen deine Hand darauf gegeben und in ein paar Tagen wirst du diesen Handschlag besiegeln müssen. Und mich kriegst du gratis dazu, ich bin dein Alptraum, nenn mich dein Gewissen!“
Das Auto war von der gleichen Eiseskälte erfüllt wie gestern mein Schlafzimmer. Mir schauderte es, mein ganzes Innerstes war aufgewühlt. Als mich der Wagen von der Gegenfahrbahn mir mit lauten Hupen wieder in die Wirklichkeit schleuderte. Grade rechtzeitig konnte ich das Steuer herumreißen und eine Kollision verhindern. Völlig mit den Nerven am Ende hielt ich am rechten Straßenrand und brachte mit tiefen Atemübungen mein rasendes Herz wieder unter Kontrolle. Dann endlich konnte ich den Weg zu meinem Labor wieder aufnehmen.

Die nächsten Tage verliefen verhältnismäßig ruhig, nur ein leichtes aber stetiges Unwohlsein und ein paar kleinere Magenprobleme sollten meine treuen Begleiter werden, doch blieben weitere Alpträume aus und gerieten sogar sehr bald in Vergessenheit. So, daß ich mich wie vereinbart an den Texten meiner Rede zu schaffen machen konnte. Vielleicht verspielte ich mein durch beschwerliche Arbeit erworbenes Renommee, vielleicht würde ich die Fachwelt in Aufruhr versetzen, aber dieses Wort würden in der breiten Öffentlichkeit einiges an Gewicht haben, galt ich doch als Koryphäe auf meinem Gebiet. Ich muß wohl nicht extra betonen, daß mir, bei den Arbeiten an meiner Rede, nicht grade wohl war und ich ging oft mit mir hadernd im Raum auf und ab, doch war der Preis einfach viel zu verlockend und meine Gönner waren einfach viel zu mächtig. Sie würden es mir nie verzeihen, wenn ich mein damals leichtfertig gegebenes Wort nun wieder brechen würde, dann hätte ich mit den schlimmsten Konsequenzen zu rechnen. Also machte ich mich meist widerwillig, aber auch immer wieder mit einer mir bisher unbekannten Gier meinen mir versprochenen Preis entgegenfiebernd daran, die Rede nach ihrem Gusto fertigzuschreiben. Die Zeit kroch dahin, die Sekunden bis zu dem großen Symposium – auf dem auch viele Vertreter der Presse erwartet wurden – verrannen nur sehr zäh. Es war das warten, welches mich verrückt machte. Mal wartete ich mit fiebriger Gier auf den Preis für meinen Verrat, mal wollte ich nur weg und diese Situation meiden. Manchmal hatte ich das Gefühl mich nicht mehr selbst zu kennen. War das ein neues Ich, welches mir bei der morgendlichen Toilette im Spiegel entgegenstarrte? Eines von dem ich mir oft genug wünschte es nie kennengelernt zu haben.

In diesem Zustand der Beklemmung verbrachte ich die nächsten Tage. Dann aber war es soweit, der Tag den ein Teil von mir so sehr entgegenfieberte, während ein anderer Teil das Gefühl hatte ich würde mich freiwillig meiner eigenen Kreuzigung entgegenschleppen, war gekommen. Mit einem Stein im Magen schleifte ich mich zum Frühstück und versuchte es so gut es ging hinunterzuwürgen, wie in Trance fuhr ich zum Symposium und schlich mich hinter die Bühne, wo mich drei hochgewachsene Herren mit perfekt sitzenden Anzügen abpaßten.
„Geht alles klar?“, flüsterte der mittlere von ihnen, während seine Kohleaugen in dem ansonsten aus starren Stahl geschmiedeten Gesichtszügen unruhig hin und hertanzten. Ich nickte und er überreichte mir hastig einen Briefumschlag, denn ich schnell in der Innentasche meines Anzuges verschwinden ließ. Einen Moment stutzte ich, ich hätte schwören können, daß die Augen der drei rot aufflammten, als sie sich von mir entfernten. Nein, das konnte nicht sein, derlei war unmöglich. Ich mußte mich geirrt haben, oder es waren die Lichtreflektionen der Scheinwerfer, die dieses Kuriosum verursacht hatten. Ich hatte auch keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn mein Vortrag sollte gleich beginnen. Auf dem Weg zum Podium spürte ich wie der Umschlag mir voll unheilvollem Verlangen in meiner Innentasche brannte. Alles schien wie im Nebel, das Getöse der Menschenmassen war weit weg, als ich mich zum Rednerpult aufmachte. Noch einmal kämpfte ich mit mir, einen Kampf der längst entschieden war. Ich versuchte Worte herauszuwürgen, schluckte schließlich den Kloß in meinem Hals herunter und begann mit möglichst sicherer Stimme zu sprechen: „Die Atomkraft ist sicher! …“

Montag, 18. Mai 2009

Die Geburt der Freiheit

Es kam der Tag da wurde die Freiheit – wie aus einer Idee, einer stillen Sehnsucht, heraus – geboren. Und die Menschen sahen die Freiheit – sahen wie kostbar sie war – und rühmten ihre Schönheit. Schnell hatten sie begriffen, daß solch eine Kostbarkeit wie die Freiheit eines großen Schutzes bedurfte und ein jeder hatte ein wachsames Auge auf sie, wann immer er es entbehren konnte. Aber reichte das? Sie war so schön, so verletzlich, so kostbar, man konnte unmöglich zulassen, daß ihr etwas geschieht. Deshalb wurden extra für sie Tücher aus allerfeinster Sicherheit gewebt, in die sie dann gewickelt wurde. Erst waren es nur ein paar, damit ihr auch ja nichts geschehen möge, doch wurden es bald immer mehr und mehr und von der Freiheit war nicht mehr allzuviel zu sehen. Und obwohl sie nun von einigen mit Argusaugen bewacht wurde, so schwand sie doch dahin unter ihren Gewändern aus Sicherheit und Schutz. Niemand konnte sagen wo die Freiheit geblieben war, nur ab und an war ein in dicke Tüchern gehülltes Gespenst zu sehen, wie es sich – einen Schritt nach dem anderen vor sich hinstolpernd – durch die Welt der Thesen bewegte.
Sagte ich ein Gespenst? Nein, es war vielmehr eine leise Ahnung, die Idee eines Gespenstes, und wer weiß schon was aus dieser Idee geboren wird.

Freitag, 15. Mai 2009

The big bang

Many aeons there was nothing, then - suddenly - something totally unexpected happened:

In a final solution time concluded that space will expand.

So, time was born...
...and also space.

Freitag, 10. April 2009

Das Hausmonster

Der Schnauberling

Es war wieder einmal einer dieser fürchterlichen Tage, wo der Wind durch die Ritzen des alten Gemäuers heulte und mich frösteln ließ. Wie weit dieses einst so stattliche Herrenhaus doch heruntergekommen war! Kaum ein Fenster war noch intakt, viele mußten gar mit Brettern vernagelt werden um so wenigstens ein wenig Schutz vor den Launen des Wetters bieten zu können. Das meiste der wunderbaren Teppiche, Wandbehänge, wundervollen Gemälde und des restlichen Zierrats mußte ich längst veräußern, um die allzu hohe Steuer bezahlen zu können. Auch fand sich in vielen Zimmern eine dicke Staubschicht, die es sich auf den alten, abgenutzten Möbeln gemütlich gemacht hatte. Was sollte ich tun? Gesinde gab es nicht mehr und ich alleine war nicht in der Lage das Haus sauber und in stand zu halten. Und trotzdem hatte dieses alte Anwesen es immer wieder vermocht, mich aufzuheitern; war es für mich doch der Ort an dem ich geboren und aufgewachsen bin. Noch heute kommen mir wunderschöne Erinnerungen – wie aus einer vergessenen Zeit – ins Gedächtnis, wenn ich den ein oder anderen silbernen Kandelaber durch meine Finger gleiten lasse. Dann erstrahlt das Haus in seiner alten Pracht, sind die vergilbten, teils schon heruntergekommenen Tapeten an den Wänden wieder blütenweiß und mit wunderschönen Ornamenten verziert. Wie durch einen Zauber sehe ich die Gesichter meiner Eltern vor mir oder wie das Gesinde samt Kinder dieses Haus mit einer fröhlichen Geschäftigkeit erfüllt, daß es mir in dieser wundersamen Melancholie ganz anders zumute wird und mein Herz zugleich von ebenso tiefer Freude als auch Trauer ergriffen wird, die mich immer noch an diesem Haus festhalten lassen.

Doch heute zerrte der Wind allzusehr an den Balken und ließ das Gemäuer dermaßen klagend aufheulen, daß mein ganzes Sinnen mit Schwermut angefüllt war. Und als ich dann noch die schleimiggrünen Hinterlassenschaften des kleinen Schnauberlings – die er bei dem Versuch an die im oberen Regal befindliche Keksdose zu gelangen auf den aufgestapelten Töpfen und Pfannen der Küche hinterlassen hat – entdecken mußte, wurde ich von einem Ekel und einer Wut ergriffen die mir sonst allzu fremd erscheinen. Mit einem Male verfluchte ich den Tag, als ich mich erbarmte diese armselige Kreatur, die sich vom Unrat der Dorfbevölkerung ernährte und von dieser sogleich erschlagen würde, wenn sie ihrer ansichtig geworden wäre, in mein Haus aufnahm. Als ich ihm zum ersten Mal ansichtig wurde, fürchtete ich mich noch vor diesem ausgemergelten, Wesen, daß mit seinen dünnen Armen und Beinen wohl am ehesten humanoide Formen besaß, durch seine Schwimmhäute zwischen Fingern und Zehen, der schleimig grünen Haut sowie seinem großen gelben Augen und dem breiten mit vielen kleinen, spitzen Zähnen bewehrten Maul ebenso an ein Frosch erinnert. Ich wich erschrocken zurück, nicht wissend was zu tun noch wie zu handeln, tat dies jedoch so tölpelhaft und ungeschickt, daß mich das Wesen dabei bemerkte und nun seinerseits die Flucht ergriff. Dann blieb es in sicherer Entfernung stehen und beobachtete mich. Fixierte mich mit seinen großen gelben Augen, während es unsicher stehend schwankte. Es überlegte, wägte ab ob es die Flucht ergreifen oder zu seinem Mahl zurückkehren sollte. Schließlich – nachdem wir uns schon eine ganze Weile regungslos gegenüberstanden – obsiegte der Hunger dieser Kreatur und sie kehrte zu ihrem Freßplatz zurück. Fasziniert von einem solchen Wesen stand ich wie gebannt da, wagte nicht mich zu bewegen, bis es mit seiner Mahlzeit beendete und in der Dunkelheit der Nacht verschwand. Immer wieder kehrte ich nun zu diesem Platz zurück und beobachtete diese Kreatur - welche ich dank seiner Laute bald als Schnauberling betitelte – voll Faszination. Mit der Zeit fühlte ich mich diesem Wesen verbunden und konnte bald nicht mehr umhin – als ich das arme und im höchsten Maße harmlose Monstrum sah, wie es dort schnaubend und röchelnd nach Nahrung suchte – ich mußte es mit Futter versorgen. Schon bald wurde ich dem ausgemergelten, grünen Wesen, so anvertraut, daß es mir – so wir denn alleine waren – auf Schritt und Tritt hin folgte, bis es schließlich mein Hausgast wurde. Ich denke, ich sah in ihm damals das Spiegelbild meines eigenen Schicksals, mieden mich die Dorfbewohner doch von jenem Tage an, als ich das Haus geerbt hatte. Mein seliger Vater, so wurde nämlich gemunkelt und – von den Sybillen und Vetteln dieses Dorfes immer wieder gerne am abendlichen Feuer mit der Angst und Faszination, die eine solche Schauergeschichte in sich birgt – immer wieder gerne erzählt, sei mit dämonischen Mächten im Bunde gewesen. Wie sonst könne man sich erklären, daß bei seinem Tode ein lauter Knall das Dorf erschütterte und er mit viel Rauch und Schwefeldüften durch den Kamin geschleudert wurde, mitten auf die Straße die zum Dorfe führte, wo sein Leichnam mit angstverzerrter Fratze liegen blieb. Ich für meinen Teil weiß was wirklich geschah und führe die wahren Begebenheiten seines Todes auf eines seiner vielen mißglückten alchemistischen Experimente zurück. Für die Dorfbewohner aber war dies Beweis genug, um dieses Haus und all seine Einwohner – die recht schnell auf mich alleine schrumpften – zu meiden. Nur sehr wenige von ihnen, meist welche die mir schon in Kindertagen wohlgesonnen waren, konnte ich ab und an überreden, mir Arbeit gegen Bezahlung oder Verpflegung zu überantworten. Dafür gebührt ihnen bis heute mein größter Dank, wäre ich doch ohne sie dazu verdammt gewesen meine Kindheits- und Jugenderinnerungen hinter mir zurückzulassen und mein Glück in der Fremde zu suchen. Klüger wäre dies allemal gewesen und ich werde es sicherlich auch eines Tages tun, bisher jedoch konnte mein Herz sich nicht zu einem solchen Schritte entscheiden.

Während ich diese Zeilen schreibe will ich also nochmals meinen – nun hätte ich fast Freunde geschrieben, doch Freunde waren meine Helfer nicht. Der, der einem Freund am nächsten kam, denjenigen war ich grade dabei in Gedanken wüst zu beschimpfen und zu verunglimpfen, denn der Schnauberling war der einzige, der meine Nähe für längere Zeit ertrug, ohne daß sich dabei seine Augen mit Angst anfüllten. Doch heute ertrug ich ihn nicht! Weder seine schnaubende Art noch seinen widerlich unterwürfig kriechenden Gang! Vor allem aber, brachten mich seine schleimigen Hinterlassenschaften, die dieses eh schon gebeutelte Gemäuer verunreinigten, dazu dieses Wesen – welches ich ansonsten immer mit großer Nachsicht begegnete – fast aus dem Haus zu werfen. Vielleicht kamen meine allzu finsteren Gemütsregungen ja nur von dem Unwetter kündenden Wind und den Gewitterwolken, die sich weiter südlich Unheil dräuend zusammenbrauten und langsam in meine Richtung zogen. Doch bis auf ein paar Blitze, die in den unbearbeiteten Äckern und Wiesen meines Besitztums herniedergingen und unheilschwangeres Donnergrollen wollten sie nichts von ihrer schweren Last auf das teils schon undichte Dach meines Anwesens entlassen, dafür aber sollten sie einen anderen, viel unwillkommeneren Gast das Geleit zu meinem Anwesen geben. Denn kaum waren die letzten gewitterschwangern Wolken über diesen Landstrich hinfortgezogen, als auch schon jemand mit fordernder Vehemenz den Türklopfer betätigte. Sofort war mir klar, daß der Großrevisor des Grafen wieder einmal mit Kutsche und Stab zu meinen Anwesen vorgefahren war, um die fällig gewordenen Steuern einzukassieren. Wer sonst sollte sich in die Nähe meines Anwesens wagen?
Mißmutig bewegte ich mich zur Tür, wußte ich doch nur zu genau, daß wieder ein guter Teil meines Hausstandes veräußert werden mußte. Langsam öffnete ich sie und da stand er, in feinste Tücher gehüllt und mit kaltem Blicke die Angst leidlich überspielend, die selbst er vor diesem Anwesen hatte. Wie immer verlor er nicht einmal die Zeit für eine Begrüßungsformel und trug gleich mit kaltem sachlichen Tonfall den Grund seines Besuches vor: „Ihro Hochwohlgeboren, der Graf schickt mich die Steuer einzutreiben, die ihr ihm schuldig seid!“
„Nun denn, so wollen wir dem Grafen geben was des Grafen ist!“, erwiderte ich mit gespielter Höflichkeit; genau wissend, daß dieses Anwesen dem Grafen ein Dorn im Auge war – es verschandelte nicht nur die Landschaft, es machte auch die abergläubische Dorfbevölkerung ganz verrückt. Deshalb wohl gewährte mir der Graf in all seiner – leider vom Gesetze her berechtigten – Eigenmächtigkeit einen besonders hohen Steuersatz.
„Wieviel soll es denn diesmal sein?“
„Ihro Gnaden haben in all ihrer Bescheidenheit beschlossen, daß es sich diesmal bloß um dreitausend Goldmark zu handeln habe!“
„Dreitausend Goldmark?“, mir wurde ganz bleich um die Nase und Schwindel ergriff mich, „Bei allen Mächten des Himmels, um dies aufzubringen müßte ich das gesamte Anwesen veräußern!“
„Und was wäre schlimm daran?“, meinte der Revisor mit einem allzu sarkastischen Unterton, „Dann könnte es endlich in die Hände eines wohlhabenderen Mannes fallen, dem Grafen zum Beispiel. Und dieser Schandfleck von Spukhaus könnte – als Beispiel – einem Lustschloß weichen.“
„Ach und was wird dabei aus mir?“, blaffte ich dem Großrevisor an.
„Waret euren Ton, so daß er meiner angemessen bleibt!“, wurde ich in einem kühlen, überlegenen Tonfall ermahnt, wohlwissend, daß mehrere Beamte die Kutsche verlassen hatten um mich, falls notwendig mit Gewalt in die Schranken zu weisen.
„Ihr?“, fuhr er dann mit sachlichem Tone fort, „Nun auch für solche Eventualitäten hat der Graf in seiner großen Güte vorgesorgt. Schließlich hat er für solche Fälle das Armenhaus errichten lassen!“
Wut kochte in mir hoch und ich mußte mich stark zurückhalten um den Revisor nicht mit einem Faustschlag niederzustrecken. Doch waren mir die Konsequenzen leider viel zu gewahr und deshalb ließ ich ab von diesem Tun. Aber mir mußte möglichst schnell etwas einfallen, sonst wäre meine Geburtsstätte für immer verloren gewesen. So griff ich denn meinen erstbesten Gedanken auf: „Ihr wißt schon, das auf diesem Anwesen ein Fluch liegt?“
„Ein Fluch?“, kurz entglitten dem Revisor die Gesichtszüge, doch schon hatte er sich wieder gefaßt.
„Jawohl, ein Fluch! Mein Vater, dem es nach seinem Tode nicht vergönnt war in die Seeligkeit der Ewigkeit heimzukehren, und der hier immer noch spukt“, log ich, „hat ihn eines Nächtens ausgesprochen, als er rastlos durch die leeren Zimmer schritt, wohlwissend wieviel von unserem Hausstand ich veräußern mußte um eure Steuern zu bezahlen!“
„Und was soll das für ein Fluch gewesen sein?“, versuchte mir der nicht sehr gute Schauspieler furchtlos ins Gesicht zu lachen.
„Na, daß er all diejenigen die sich an mir, diesem Anwesen oder seinen Besitztümern unrechtmäßig vergreifen mit einem furchtbaren und grausamen Tod bedenken würde!“, wählte ich meine Worte mit forscher Zunge und haßerfüllten Blick, auf das sie auch in keinem Falle ihre Wirkung verfehlen mögen, „Das wäret dann ihr, der Graf und auch sonst ein jeder, der seine Finger in diesem Ränkespiel um dieses Anwesen auszustrecken wagt!“
Diesmal hatte der Großrevisor sein schauspielerisches Talent besser unter Kontrolle. Nur ein Schweißtropfen, der da seiner Stirn herunterrann, wußte von seiner unausgesprochenen Angst zu zeugen, als er mit klarem deutlichem Wort ein „Humbug!“ in die Abendluft entließ.
„Dann war dies auch nur eine Böe!“, kommentierte ich den nächsten Windstoß, der dort durch die Ritzen des alten Gemäuers heulte.
„Ja genau, eine Böe!“, wiederholte der unerwünschte Gast auf meinem Land ein wenig unsicher geworden meine Worte.
„So?“, meinte ich süffisant, „Dann tretet doch ein! Oder fehlt euch der Mut dazu?“
Ich spielte mit dem Feuer, ich spekulierte, nie hätte ich gedacht, daß er meiner Einladung folge leisten würde. Nie zuvor hatte er dies getan, so oft ich ihn auch reingebeten hatte. Und auch diesmal sah ich, wie er sich dagegen sträubte. Doch er nahm allen Mut zusammen, faste sich – dem Kloß im Halse Raum verschaffend – am Kragen und wagte dann einen Schritt über die Türschwelle.
„Dieses Spiel hast du verloren!“, dachte ich bei mir und wollte schon alle Hoffnung fahren lassen, als mit einem Male von oben ein Rasseln, ein Poltern, dann ein schriller unmenschlich klingender Aufschrei zu hören war, auf dem als Finale ein lauter Knall folgte. Der Revisor erstarrte augenblicklich zur schreckensbleichen Salzsäule. Drehte sich taumelnd der Ohnmacht nahe um und wankte, so schnell es seine weichen Knie erlaubten, mit festem Griff das Geländer umfassend, die Treppenstufen meiner Veranda hinunter., Bevor er zur Kutsche hinuntereilte, die der ebensobleiche Kutscher fast schon ohne ihn fortgetrieben hätte. Dann stoben sie davon.
Ich muß gestehen, auch mir hatte dieser Vorfall den Schrecken ins Gebein gejagt und ich brauchte einiges an Überwindung um in den ersten Stock zu gehen, wo ich die Herkunft dieser Laute vermutete. Endlich, als ich – nach ein paar Räumen – in der Küche angelangt war, sah ich zu meiner großen Überraschung und Erheiterung den Schnauberling vor mir liegen, auf seinem Kopf thronte noch der Suppentopf und ein kleinerer Topf zierte seinen Fuß als Schuhwerk. Hach, was mußte ich lachen, als der Schnauberling mich mit großen Augen schuldbewußt ansah. Auch wenn ich die Keksdose vielleicht besser anderen Orts aufbewahren sollte - ich muß zugeben: manchmal kann auch ein verfressener Schnauberling im Haus von nutzen sein.

Mittwoch, 25. März 2009

Momentaufnahme

Christopher schloß seine Augen und spülte in tiefen Zügen die morgendliche Frühlingsluft in seine Lungen. Bevor er – betört vom Blütenduft – seinen Blick schweifen ließ und sah wie die Sonne eifrig dabei war, den Himmel mit einem wunderschönen blau zu überziehen. Die Vogelschar erwachte langsam aus ihrem Schlaf und stimmte in das Konzert der Lärche mit ein. Vor ihm wogen in bunten Tupfen eine herrliche Blütenpracht aus Mohn- und Rittersporn im Gersteacker hin und her. Er wußte, daß die Blüten nur so herrlich dufteten und prächtig aussahen, weil sie Bienen anlocken wollten, doch das war ihm grade ganz egal. Ihm war, als hätte Gott höchstselbst dies alles nur für diesen einen Augenblick geschaffen. „Carpe Diem!“, sagt er zu sich selbst, „Carpe Diem!“, als er die Arme ausbreitete und mit gespreizten Fingern die Getreideähren erfühlend, damit begann durch das Gerstefeld zu schreiten.

Dienstag, 17. März 2009

Lichtdicht

Ein Licht ein Licht,
Steht vor Gericht!
Es ist zwar nun nicht grade hell,
Doch fuhr es leider viel zu schnell!
Und das ist nun mal nicht legal,
Auf deutschen Straßen gar fatal!
Auch einen Lappen hat es nicht!
Und der ist in Deutschland Pflicht!
Oh armes kleines dummes Licht!
Nein so etwas macht man doch nicht!
Deshalb muß man Dich bestrafen,
So ist das halt mit schwarzen Schafen!
Was denn das verstehst Du nicht?
Na ja, du bist nun mal kein helles Licht!

Das Opfer der Nacht

Kennst Du die Nacht, das Schattenreich wo im Herzen der Finsternis die Dämonen der Dunkelheit lauern?
Kennst Du die Furcht die Dich beschleicht, wenn schwarze Gesellen am Wegrand kauern?
Ist es nur Angst, die sich im Herzen nährt, und Deine Schritte mit Blei beschwert?
Dreh Dich nicht um, lauf nicht zu schnell, bald ist es geschafft, bald wird es hell!
Nicht mehr lang und doch so fern, was muß ich aus der Ferne hörn?
Hast Du ihn gemacht? Den Schrei in der Nacht? Der eilig zum ersticken gebracht!
Bist Du nun ein Opfer von finsteren Gassen und kannst das Schattenreich nie mehr verlassen?

Der Pirat Jim

Der kleine Jim war ein Pirat,
Mit Augenklappe, schwarzem Bart,
Mit Holzbein und mit Säbel gar,
Den hatte er von dem Papa.
Und nicht vom Gei wie oft erzählt,
Denn den hat er zu sehr gequält.
Gab ihn niemals die kleinen Kekse,
Und teilte nicht mal seine Schätze.
Drum startete der Papagei,
Eine kleine Meuterei!
Nun sitzt der kleine Jim zu dumm,
Auf einer winzgen Insel rum.
Und von seinen ganzen Schätzen,
Behielt er nur ne Dos mit Keksen.

Der Schandtäter

Der Wein hat manchen Mann verführt,
Zu allerlei Gepränge,
Doch hat in erst auskuriert,
Verflogen Rauschgesänge,
Mit klarem Blick und schmerzend Kopf,
Wird ihm bald klar den armen Tropf,
Welch liederliche Schandentat,
Im Rausch er wohl begangen hat.

Der Dusterheimer

Geboren aus zigtausend Schmerzen,
Trag ich die Finsternis im Herzen!
Sähe Schatten, Traumgestalten,
In des Nachtens Garten ein,
Seh’ sie prächtig sich entfalten,
Ernährend sich vom Mondenschein!

Bin der Wandrer der Welten,
Die wohl als verloren gelten,
Niemand wird mich je erheischen,
Bin ja schließlich Trug und Schein,
Fürchte deshalb schon mein Zeichen,
Denn das alles darf nicht sein!

Bin vergangen längst vor Zeiten,
Die nun ins Vergessen leiten!
Doch bin ich hervorgekrochen,
Aus der Asche meiner selbst!
Hab die Hülle aufgebrochen,
Die die Welt zusammenhält!

Der fliegende Frosch

In Iserlohn, ganz ungelogen,
Da kam einmal ein Frosch geflogen,
Er flog mal hoch und manchmal tief,
Und selten ging dabei was schief,
Doch kam er dann in Grübelein:
„Ich fliege ja, wie kann das sein?
Wir Frösche können doch nicht fliegen!“
Er fiel hinab und blieb dann liegen.
Und zu allen Überdruß,
Brach er sich dabei den Fuß.
Doch geht er jetzt nicht mal per Pedes,
Nein, denn nun fährt er Mercedes.

150

150,
150 Mann,
1000,
1000 mal verlaufen in der Unwirklichkeit des Seins,
Verirrt,
Vergessen,
Vergangen,
Fersenabdrücke verganger Zeiten.
Nichts als Schatten einer Erinnerung,
Der Mantel des Schweigens über alle Welt ausgebreitet,
Stumm!
Stille!
Leere!

Die Lehre des Seins aus der Leere des Nichts gezogen,
Den Rahmen der Zeit gesprengt,
Auf ewig ad absurdum geführt,
Und nun schlaf mein Kind,
Schlaf ein.

Das selbstverliebte Poem

(von mir höchstpersönlich selbst geschrieben)

Dies ist meine Art und Weise,
Manchmal laut und manchmal leise,
Frech und artig auch sogar,
Bin ich nicht einfach wunderbar?

Bin der Quell der dies verbindet,
In dem sich alles wiederfindet,
Bin schon reich an vielen Sachen,
Trauriges und auch zum Lachen.

Bin das Gedicht der größten Dichter,
Das schönste Strahlen aller Lichter,
Ich spür die Liebe sanft und wild,
Und liebe Dich, oh Spiegelbild.

Was bin ich Schelm voll Narretei,
Doch traurig ist mein Herz entzwei,
Denn mein Ende ist schon nah,
Wird mit der nächsten Strophe wahr.

Dieser Strophe letzter Gruß,
Ist an mich mein Abschiedskuß,
Ewig ziert er meine Wangen,
Denn er muß für immer langen.

Symphonie der Finsternis

Die Schatten sind länger geworden,
Im letzen Dezember des Lebens,
Die Hände sind fast schon erstorben,
Und kleiner die Ziele des Strebens.

Die Jugend war voller Gesänge,
Voll schönster Melodei,
Von Liebe und freudig gepränge.
Voll törichter Gaukelei.
Dann wurden die Lieder leiser,
Doch blieben voll Harmonie,
Mein Lebensstil der wurde weiser,
Und die Gesänge verließen mich nie.

Doch nun wo ergraut ist das Haar,
Und das letzte Lebwohl schon so nah.
Sind viele Lieder verstummt,
Oder werden nur leise gesummt.
Mein Kopf ist voll Fragen, so schwer,
Ich wüßte über vieles gern mehr.

Wo wird mich die Reise hinführen?
Zu welchen Ufern kehre ich heim?
Die Symphonie der Finsternis nennt man Stille,
Wird sie die Melodie der Ewigkeit sein?
Oder erklingen mir ganz neue Lieder,
Als die die das Leben hier kennt?
Wenn meine Augen sich öffnen nie wieder,
Und in meinem Leibe kein Lebensfunke mehr brennt?

Toby and not Toby

(Shakespeare and the bee B. B.)



Toby and not Toby,
Sitting on an apple tree,
Talking to the bee B. B.!
“Bssss sssss ssss ss sss ss ss!”
Speaks not Toby with filthy tongue,
“Bss Bsss Bsss Bsss Bssss Bss Bsss.”
Says just Toby so wise and young.
But bee B. B., it doesn’t care.
Bsssss here and Bssssss there,
The bee B. B. is anywhere.